· 

Parasympathikus - In der Ruhe liegt die Kraft

 

Dr. med. Christian Neuburger ist Arzt für Allgemeinmedizin, klassische Homöopathie, psychosoziale Medizin, psychosomatische Medizin und Frei Atmen. Seit seinem Medizinstudium ist Dr. Neuburger mit Pflanzen eng verbunden. Die Erkenntnisse aus seiner über 30jährigen Erfahrung münden in die Herstellung seiner Naturpflanzenextrakte und Naturkosmetika. In seiner Niederlassung in St. Florian werden diese in Handarbeit hergestellt. Jedes seiner Produkte vereint altes Wissen und traditionelle Rezepturen, ergänzt um zeitgemäße, naturwissenschaftliche und biologische Expertise. 

Christian Neuburger hält in regelmäßiger Folge Online-Vorträge, wo er interessierten Mitmenschen hilfreiche Wege zur gesunden Organfunktion wie beispielsweise Herz/Kreislauf, Immunsystem und Nervensystem aufzeigt. Da für unsere Gesundung insbesondere ein Teil unseres Nervensystems, namentlich der Parasympathikus, eine wesentliche Rolle spielt, habe ich mich mit Dr. Neuburger über dieses Thema ausführlicher unterhalten. 

 

Christian, was ist der Parasympathikus genau? Der Parasympathikus ist ein Teil unseres vegetativen Nervensystems, unserem unbewussten Nervensystem. Das vegetative Nervensystem setzt sich aus dem Parasympathikus und dem Sympathikus zusammen. Während der Parasympathikus für Essen, Entspannung, Verdauung, Schlaf, Regeneration und unseren Substanzaufbau verantwortlich zeichnet, steht der Sympathikus für Anspannung, Leistung und Aktivität. 

Ein Blick in unser archaisches Dasein, dem Urmenschen und zugleich Jäger, veranschaulicht das Wirken dieser beiden gegensätzlichen, lebensnotwendigen Systeme ganz gut: Unser sympathischer Teil war einst bei Nahrungssuche, Jagd und im Kampf im Einsatz, während unser parasympathischer Teil beim Verdauen und bei der Rast aktiv war. Diese Bedeutung lässt sich auch heute noch auf uns umlegen. Beide Nervensysteme erfüllen in uns wichtige Funktionen, sie sind daher gleich bedeutsam.

Aufgrund der zunehmenden Dynamik des letzten halben Jahrhunderts und der damit einhergehenden rascheren Verdichtung von Arbeitsabläufen ist der Sympathikus etwas in Verruf geraten. Nichtsdestotrotz erfüllt er einen sehr wesentlichen Zweck. Er sorgt für eine gewisse Grundspannung, die wir benötigen, um leistungsfähig sein zu können. Stress ist in einem positiven Ausmaß gut und wichtig für uns. Dadurch können wir Leistung erbringen, können einen Erfolg einfahren und verspüren, die Spannung des Sympathikus lässt nach und die Wirkung des Parasympathikus kommt anschließend zum Tragen.

 

Wo ist der Parasympathikus genau verortet? Der Vagusnerv ist der Hauptnerv des Parasympathischen Nervensystems, der vom Kopf bis zum Magen verläuft. Er verteilt sich in sehr feinen Nervenendigungen, die wie kleine Sensoren sämtliche unserer Körperstrukturen erreichen: sie sitzen im Darm, in der Schleimhaut, in den Hormondrüsen, in den Knochen, in den Knochenfugen, in der Muskulatur, in den Faszien, in der Gehirnhaut, im Gehirn selbst. Der Parasympathikus ist umfassend in uns verdrahtet. Dadurch erhält er Informationen über den Spannungsgrundzustand des Menschen. Wir sprechen hier von ganz feinen Nervenendigungen, die hoch sensibel sind und exakt wahrnehmen können, wie genau der Zustand in unserem Körper im Moment ist.     

 

Bedeutet dies, dass der Parasympathikus auch alle Organe unseres Körpers steuert? Diese Sensoren sind in jedem Gewebe enthalten, auch in all unseren Organen - ebenso wie der Sympathikus. Der Parasympathikus ist allerdings viel weiter verteilt.

 

Wann werden Parasympathikus bzw. Sympathikus in unserem Körper aktiv? Jeder Teil unseres vegetativen Nervensystems benötigt seine Zeit und dies sollte sich energetisch die Waage halten. Ob dies ein Ausmaß von je 12 Stunden umfasst oder nicht, ist sehr individuell. Kurzfristig können auch Belastungsphasen stattfinden, die durch äußere Gründe einige Tage eine Mehranstrengung erfordern. Solche Phasen können durchaus vom Parasympathikus ausgeglichen und unterstützt werden, sodass die Nervensubstanz wieder aufgefüllt wird und die Balance wieder hergestellt ist.

Ein wesentliches Merkmal bei der Aktivität von Sympathikus und Parasympathikus ist, dass sich die Blutverteilung im Körper unterscheidet. Findet die Phase der Verdauung statt, geht sehr viel Blut in das Verdauungssystem. Gedärme sind lang, dabei wird das Blut von der Peripherie, der äußeren Muskulatur, abgezogen. Nach dem Essen besteht deshalb kein Bedürfnis, sich aktiv zu bewegen. Da ist der Bedarf nach Entspannung vordergründig, die Aktivität, wo das Blut in den Muskeln benötigt wird, folgt später. Sich Zeit lassen, ist während des Essens wichtig. Daher sollte wir uns betreffend unserem Essverhalten folgende Fragen stellen:

  • Wie esse ich? Wie nehme ich mir Zeit zum Essen? Wie verhalte ich mich beim Essen? Beschäftige ich mich mit anderen Aktivitäten, blicke ich auf mein Smartphone, führe ich anstrengende Gespräche und Diskussionen, die eine erhörte Gehirnleistung erfordern, wird der Verdauungsprozess negativ beeinflusst. Hastiges Essen zwischen Tür und Angel kann über einen längeren Zeitraum zu Störungen führen. 

Wie merkt man, dass der Parasympathikus im Ungleichgewicht ist? Viele Menschen spüren leider nicht, dass ihr Parasympathikus unterversorgt ist oder zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Andernfalls würden sie bereits früher dagegen steuern. Unser Nervensystem verfügt über Energiereserven, von denen wir uns über einen längeren Zeitraum, teils über Monate oder Jahre, bedienen können, wenn der sympathische Teil laufend dominiert. Hier sind insbesondere jene Menschen gefordert, die diese Warnrufe, durch körperliche Anzeichen vermittelt, nicht sofort wahrnehmen können und lange Zeit in der sympathischen Phase leben. Die dann plötzlich auftretenden Symptome, wenn die neuronalen Energiereserven zur Neige gehen, können mitunter von belastendem Ausmaß sein wie organische Schäden, gänzliche Erschöpfung, Depression oder Angststörung. 

 

Stichwort Burnout: Ist ein möglicher Grund, weshalb vormalige Burnout Patienten sehr lange Zeit benötigen, um wieder in einen „Alltag“ zurückzufinden, der, dass es seine Zeit braucht, bis sie wieder über ausreichende Energiereserven verfügen? Ja, zum einen hat es ebendiesen Grund. Zum anderen geht bei sehr vielen Burnout-Patienten ein Erkenntnisprozess einher, der sie erkennen lässt, dass viele soziale Situationen, in denen sie sich befinden, nicht stimmig sind und einer Veränderung bedürfen: hier seien Beziehungen zu Familienmitgliedern, Arbeits- und/oder private Situationen erwähnt, die sich als unpassend erweisen. Diese vielen kleinen Baustellen, die sich zeigen können, erfordern ein umfangreiches Umbauen und ein Neuorientieren der jeweiligen Lebenssituation. Da dies ein sehr großes Projekt darstellt, braucht so eine Neuausrichtung einfach seine Zeit.  

 

Können wir selbst unseren Parasympathikus stärken, um wieder in unsere gesunde Mitte zu kommen? Es gibt viele gute Möglichkeiten. Yoga erweist sich als eine geeignete Möglichkeit, um durch achtsames Wahrnehmen den Unterschied zwischen Sympathikus - ich übe eine Yoga-Übung aus, und Parasympathikus - die Entspannung nach der Übung,  auf eine bewusste Art und Weise zu erfahren.   

Ein sinnbefreites in die Natur gehen und genießen tut ebenfalls gut. Es muss nicht immer eine Wanderung oder eine sportliche Betätigung sein. Einfach in den Wald oder in den Garten gehen und die Umgebung zu „Betrachten“ ist sehr zu empfehlen. Dabei spüre ich in mich hinein, was dieses bewusste Betrachten mit mir und meinen Sinnen macht. Der Parasympathikus wird dadurch aktiviert.


Auch zu Hause können Achtsamkeitsübungen eingebaut werden. Wie fühlt sich eine Türklinke an, wenn ich diese berühre, wie führe ich meine Zahnbürste, auf welche Art und Weise wasche ich meine Hände. Wie fühlen sich diese Aktivitäten an? Durch solche Übungen, die ich zwischendurch gut integrieren kann, kommen wir in Kontakt mit unserem parasympathischen Nervensystem.


Frei Atmen
, eine Methode von mir, kann die Stimulierung des Parasympathikus ebenfalls verstärken und sogar beschleunigen. Hier werden die 3-Phasen „Spannung - Entladung - Entspannung“ angesteuert. Bei manchen Frei Atmen-Übungen wird die Spannung bewusst erhöht, sodass im Körper der Impuls gesetzt wird, im Anschluss leichter in die Entspannung zu gelangen. Auch nach einem anstrengenden Arbeitstag führt beispielsweise wildes Tanzen zur Musik durch diese Form der Entladung zum gleichen Effekt.        

Im Hinblick auf die Atemtechniken zeigt sich manchmal ein Zittern in der Muskulatur, das nichts anderes als ein Zeichen für die gewünschte Entladung darstellt. Danach folgt die Entspannung von selbst und der Parasympathikus kommt ins Wirken.           
Als ein Beispiel möchte ich die Frei Atmen Übung, die „Pah-Übung“, nennen. Die Silbe „Pah“ wird mit weit aufgerissenen Augen verbal hinausgepresst. Nach einigen Wiederholungen macht sich eine Reduktion der Spannung spürbar. Schauspieler oder Sänger erlernen in ihrer Ausbildung bereits solche Techniken, die meisten Menschen kennen diese Methode allerdings noch nicht. Daher entwickeln wir derzeit passende Übungsvideos, damit diese Methode für Mitmenschen auch alltagstauglich vorgeführt wird.            

Auch die Phantasiesprache, die jeder Mensch in sich trägt, da sie in unserem Babyalter bereits entstanden ist, kann dazu dienen, um die aufgebaute Spannung durch deren Nutzung zu entladen.

Zuviel Spannung und dadurch vermehrte Sympathikus-Aktivität führt zu Unlust. Lust, zum Beispiel in den Alltag zu starten, etwas zu erleben, den Tag zu gestalten, kann sich nur durch eine ausreichende Aktivität des Parasympathikus entwickeln.

 

Kannst du uns abschließend noch weitere Dr. Neuburger Tipps geben? Von meinen Pflanzenextrakten unterstützt Der Neumacher mit Johanniskraut (Hypericum perforatum), Zitronenmelisse (Melissa officinalis) und Süßholzwurzel (Glycyrhizza glabra) die vermehrte Aktivierung des Parasympathikus. Auch Der Ausgleicher verrichtet gute Dienste. Er beinhaltet das chinesische Luobumaye (Apocynum venetum) sowie Kiefernrindenextrakt (Pinus slyvestris). Der Pflanzenextrakt Die Merk-ich-mir enthält unter anderem Ginkgo (Ginkgo biloba) und Mistel (Viscum album). Ginkgo beeinflusst die Nebennierenrinde respektive das Cortisol auf eine positive Art und Weise, es gleicht aus. Die Pilze Lackporling/Reishi (Ganoderma lucidum) und die Puppen-Kernkeule (Cordyceps militaris) von Der Windweher besitzen ebenso eine ausgleichende Wirkung auf die Nebennierenrinde. Im Stressmanagement ist der Windweher daher gut einsetzbar.     


Diese vier Extrakte tragen dazu bei, unseren Parasympathikus zu stärken, unsere Nebennierenrinde zu modulieren, zu regulieren, damit unsere Stresshormone reduziert werden und den Einstieg in unseren Parasympathikus zu ermöglichen.

 

Lieber Christian, ich danke dir sehr herzlich für unser Gespräch.

 

Wer mehr über Dr. Christian Neuburger, seine Philosophie und seine Produkte wissen möchte, kann weitere Informationen auf seiner Webseite Dr. Neuburger – die Natur kann es, seinen Podcasts und aus seinen Fachartikeln beziehen.