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Die Natur erwacht zu neuem Leben

Bereits Anfang Februar war die zunehmende und fortdauernde Helligkeit des Tages merklich spürbar. Einige Blumen beehren uns bereits mit ihrem Erscheinen: Schneerose (Helleborus niger), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Frühlingsknotenblume (Leucojum vernum) und der Frühlings-Krokus (Crocus vernus) zählen zu meinen ersten Entdeckungen, die ich während meiner ausgedehnten Spaziergänge ausgekundschaftet habe. Die Vogelmiere (Stellaria media) mit ihren Sternen anmutenden Blütenköpfchen zeigt sich ebenfalls: sie zählt zu den Frühblühern und blüht fast das gesamte Jahr hindurch. Der Anblick dieser zarten Farbtupfer erfreut mich, sind es doch erste Anzeichen dafür, dass sich die kühlere Jahreszeit die auch durch dunkle Phasen und ein fehlendes Pflanzenkleid besticht, allmählich verabschiedet. Auch kündigen vermehrte Vogelstimmen, die den Morgen und den Abend mit ihren Gesängen erfreuen, den Anbruch eines neuen Jahresabschnitts an.  

 

Wie sieht es nun um die Blüte unserer leisen Giganten aus: Mögen die Bäume und Sträucher von der Ferne vielleicht noch etwas kahl anmuten, so lohnt es sich, unsere Pflanzengefährten aus nächster Nähe zu betrachten. Nehmen wir uns daher die Zeit und gehen ein paar Schritte auf sie zu, um sie einige Minuten genauer in Augenschein zu nehmen. So können wir die Knospen erkennen: an den Ästen anliegend oder abstehend, manchmal Ton in Ton mit der Rinde, manchmal etwas farbenauffälliger. Die Knospe am Triebende (Terminalknospe) ist meist etwas größer als ihre "Mitstreiter" entlang der Äste (Seitenknospe). Und wenn wir nun unsere Augen schärfen und ganz genau hinsehen, können wir bei manchen Sträuchern beobachten, wie die ersten Knospe durchbrochen wird und zartes Grün zum Vorschein kommt. So klein und unscheinbar dieses Pflänzlein auch wirken mag, so viel Power hat dieses Pflanzenmaterial. Denn bei den Knospen handelt es sich um eine komprimierte Ansammlung von Zellen. In ihnen ist im Herbst die Information für die neu hinzukommenden Pflanzenteile für das darauffolgende Jahr angelegt. Die Zellen sind noch winzig klein, damit alle in die Knospenform hineinpassen. Erst mit dem Wachstumsbeginn im Frühling strecken sich die Knospen, brechen die Knospenschuppen auf und entfalten den neuen Triebabschnitt.

 

Wie ist es nun möglich, dass eine Knospe die winterliche Zeit unbeschadet übersteht? Die Knospenschuppen, die die Knospe umhüllen bieten Schutz vor den Temperaturen. Die Schuppen überlappen derart einander, somit dienen sie auch als Fraßschutz vor Insekten. Harz oder Wachs die manche Knospe überziehen (Rosskastanie: Aesculus hippocastanum), schützen vor Pilzen und Bakterien. Im Herbst wird der Pflanze Wasser entzogen, damit sie im Winter nicht durchfriert. Schon genial, mit welcher architektonischen Raffinesse eine Knospe konstruiert ist. Nutzen Sie daher die Zeit, den Pflanzen bei Ihren Spaziergängen etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen, Sie werden es nicht bereuen.

 

Im Lehrgang "Traditionelle Pflanzenheilkunde" am 21./22. März und beim Workshop "Grüne Kosmetik" in Kooperation mit der Hofblüte am 17. April widmen wir uns dem Thema Knospen.