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Der Ruf der Stille

 

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn die Hektik und der Stress des Alltages so sehr von euch Besitz ergreifen, dass ihr euch am liebsten an einen stillen Ort fernab des geschäftigen Treibens zurückziehen möchtet? Nur ihr, ein euch umgebendes Grün, die liebreizenden Geräusche der Natur gepaart mit…Nichts. Eine Umgebung, die euch dazu einlädt, nur mit euch selbst zu sein, die Ärgernisse und Disharmonien am Ursprungsort zurückzulassen und nur in den Tag zu leben? Oder ist dieser Gedanke, sich mit keiner Menschenseele auszutauschen, einem inneren Gedankenkreisel permanent ausgesetzt zu sein, eine scheinbare Monotonie des Alltages in der Natur durchleben zu müssen, doch befremdlich für euch?   

 

Der junge Amerikaner Christopher Knight trifft im Alter von etwa 20 Jahren die Entscheidung, der Zivilisation seinen Rücken zu kehren. Seinen Rückzugsort findet der Überlebenskünstler in der Nähe von Little North Pond in Maine im Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika. Gesamt 27 Jahre hält sich Mister Knight an seinem Waldplatz auf, richtet sein Lager auf professionellste Art und Weise her, sodass es allen Witterungsbedingungen standhält. Über ein viertel Jahrhundert begegnet er und spricht er mit keinem Menschen (zwei Ausnahmen in Bruchteilen von Sekunden). Lediglich ein in der unmittelbaren Umgebung wachsender Pilz wird zu seinem Lagergefährten, dem Knight ab und an seine Aufmerksamkeit widmet.

 

Zur Nahrungsbeschaffung braucht es allerdings doch die Anbindung an die moderne Gesellschaft. So rückt Knight in regelmäßiger Folge aus, bricht auf „charmante“ Art und Weise in die temporär bewohnten Blockhäuser am See ein und bedient sich der dort angekauften Vorräte für sein Waldlager. Die Einbruchserien sorgen bei den Hausbesitzern für Angst und Sorge, der Mythus um ihn wird angefeuert. Über 1.000 Einbrüche sollten es werden, ehe Christopher Knight von der Polizei aufgespürt und gestellt werden kann – so raffiniert ist seine Art und Weise, die Mitbewohner ihrer Lebensmittel zu entledigen. Der Journalist Michael Finkel stellt in der Zeit der Untersuchungshaft den Kontakt zu Knight her und arbeitet gemeinsam mit ihm die Eremitenzeit auf. Dieses Buch vermittelt ein Bild, welche Prägungen ein Mensch in über 25 Jahren Waldesstille zeigt und auch, welche seelischen Spuren dieses Eremitendasein hinterlassen kann.