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Federleicht

 

Wenn ich an meinen Kursen sowie Wissenskreisen arbeite, oder mich für ein Klientengespräch vorbereite, befinde ich mich an meinem Schreibtisch vor einem großen Fenster. So auch heute. Ob des bunten Treibens da draußen schweift mein Blick immer wieder auf die Blutbuche, die mit etwas Abstand vor meinem Fenster emporragt. Vögel wie Spatz, Meise und Rotkelchen schwingen durch die Lüfte. Heute mutet es stürmisch an. Sie landen auf den Ästen, die sich im Winde wiegen. Die geflügelten Gefährten wetzen ihren Schnabel an den Ästen, auf denen sie sitzen, sie plustern ihr buntes Federnkleid und putzen sich. Wunderbar, wenn der naturgegebene Mantel so umfassend gestaltet ist, dass die zarte Vogelhaut vor den winterlichen Temperaturen gut isoliert und geschützt ist. Wie kleine Akrobaten gleiten die Vögel mit ihren Flügelschwingen in die verschiedenen Stockwerke des Baumes hinab. Manchmal scheint es, als ob sie mit ihren Artgenossen ein fliegendes Fangspiel vollziehen. Letztendlich ziehen sie wieder mit zwitschernden Lauten davon. So bewegt sich diese herrliche Naturkulisse den ganzen Tag. Einen Fernseher brauche ich bei so einem fröhlichen Stelldichein nicht. Ich genieße die Geräuschkulisse, die mir Mutter Natur kostenfrei zur Verfügung stellt. Ich vernehme das Säuseln des Windes, ich höre die Vogellaute, manchmal nehme ich sogar die Flügelschläge von Vögeln in meiner Nähe wahr. Seit Kindesbeinen an faszinieren mich diese Tierchen, die so leicht sind, sodass man glaubt, sie könnten einem strengeren Wind nicht standhalten. Und doch tun sie es mit einer Sicherheit und einer Eleganz, für die ich sie bewundere.

Einer meine wunderbaren Weggefährten war der Wellensittich meiner Schwester und von mir. Zehn Jahre lang begleitete er mich durch meine Kindheit. Es war ein besonderer Begleiter und ich denke noch heute mit tiefer Dankbarkeit an meinen Wellensittich. Er gab mir viele Lektionen mit auf meinem Weg, deren Bedeutsamkeit mir erst mit zunehmendem Alter richtig bewusst geworden ist:

  • Ja, die bedingungslose Liebe gibt es. Es gibt nichts Positiveres, Elementareres und Kraftgebenderes als die reine Form der Liebe.
  • Man muss die Sprache seines Gegenübers nicht sprechen. Eine gute Beobachtungsgabe sowie Einfühlungsvermögen helfen dabei, um intuitiv zu spüren, wie es einem Mitmenschen gerade geht. Worte können täuschen, die Ausdruckskraft nicht.
  • Wenn sich vor dir ein Problem aufbaut, dann versuche, einen anderen Blickwinkel einzunehmen und die Situation mitunter aus der Vogelperspektive zu betrachten. Wenn es sein muss, gehe dafür auf einen Hügel oder einen Berg. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten.  
  • Hole das Gefühl der Leichtigkeit in dein Leben. Denke dabei in Bildern wie etwa an eine Feder oder an Vögel in der Luft. Wenn du leicht DENKST, wirst du mit etwas Übung beginnen, dich leicht zu FÜHLEN. Du holst mit der Zeit immer mehr Momente der Leichtigkeit in dein Leben herein.
  • Geh ins Vertrauen, breite deine Arme aus und gleite durch die Wogen des Lebens. Es gibt immer einen Weg für dich, auch wenn sich dieser noch nicht vor deinen Augen abzeichnet. Vertraue.

Viel Freude beim Betrachten unserer herrlichen Vogelwelt.