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Morgentau Biogemüse: fest verwurzelt, tief verbunden

Christian Stadler ist Biogemüselandwirt. Im Jahr 1986 übernahm er die Landwirtschaft seiner Eltern und stellte den Betrieb auf Bio um. Sieben Jahre später gründete Christian die Morgentau Biogemüse GmbH. Das Unternehmen setzt sich besonders für wertvolle Biolebensmittel und für nachhaltige Landwirtschaft ein.

 

Christian, was war deine Motivation, in den 80er Jahren auf Bio umzustellen? Das Bewusstsein für Bio reifte in mir bereits während meiner Schulzeit an der Höheren landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt in St. Florian. Es gab darüber hinaus einige einprägsame Erlebnisse, die mich dazu gebracht haben, das Thema Landwirtschaft aus einem ganzheitlichen Blickwinkel zu betrachten. Ich sehe hier ein wesentliches Element in unserer Schöpfungsverantwortung, im Lebenskreislauf von Tier und Pflanze und wie sich diese gegenseitig bedingen. Diesen Einflüssen gilt ergänzend zu meiner landwirtschaftlichen und unternehmerischen Expertise mein großes Interesse.  

 

Eine meiner Eigenschaften ist meine Beharrlichkeit an einer Idee festzuhalten und diese zu verwirklichen, wenn ich von ihrem Mehrwert überzeugt bin. So war es auch nach einer Zusatzausbildung in den 80er Jahren, wo ich intuitiv wusste, dass Bio der für mich richtige Weg ist. Nach geleisteter Überzeugungsarbeit haben meine Eltern begonnen, unseren landwirtschaftlichen Betrieb auf Bio umzustellen.  

 

Wie viele Mitarbeiter zählt dein Biobetrieb derzeit? Die Zahl ist saisonabhängig. Über das Jahr betrachtet unterstützen mich 50 Mitarbeiter, in der Spitzenzeit, also im Frühling bis Herbst kommen noch 40 Mitarbeiter für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten dazu. Wir bedienen eine Gemüsefläche von etwa 80 Hektar, da fällt sehr viel Arbeit an.

 

Morgentau bezeichnet seine Tätigkeit mit „Mehr als nur Biogemüse“. Ja, damit ist unsere Haltung als Unternehmen zum Gemüse und unser Umgang damit gemeint. In uns läuft permanent ein Motor innovativer Ideen, wir entwickeln den Biogedanken weiter.

 

Aus dieser Motivation heraus sind die Morgentaugärten entstanden. Dabei handelt es sich um biologisch bewirtschaftete Selbsterntegärten in oberösterreichischen Städten, die wir 2015 initiiert haben. Wir mussten in den ersten Jahren viel Geld in dieses Vorhaben investieren. Aus diesem Versuchsprojekt ist mittlerweile eine sehr ansehnliche Initiative ausgezeichnet mit dem oberösterreichischen Energy Globe 2019 und vielen zufriedenen Hobbygärtnern geworden.

 

Ein weiteres Vorhaben, das noch in den Kinderschuhen steckt, ist ein Biodiversitätsprojekt in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien. Wir möchten im Biolandbau mit dem geplanten Morgentau-Streifenanbau eine Alternative zur Monokultur bieten. Geplant ist, dass wir auf einem 5 Hektar großen Versuchsfeld fünf unterschiedliche Kulturpflanzen abwechselnd auf 3 Meter Feldstreifen pflanzen. Wir sehen uns Mehraufwand, Ertrag und Qualität im Detail an. Diese Art des Anbaus ist aus unserer Sicht diversitätsfördernd. Unser Ziel ist es, hier als Vorreiterprojekt einen Trend für andere Biobauern zu setzen. Im Zuge des beschriebenen Projekts greifen wir auch das Thema Getreide für uns auf. Wir werden uns im Forschungsprojekt dem Hafer (Avena sativa), Weizen (Triticum aestivum) und Dinkel (Triticum spelta) eingehend widmen. In unseren Morgentaugärten haben wir bereits vorgesorgt und für biologische Lernzwecke insbesondere für Familien mit Kindern Bioweizen angebaut.

 

Ein Bereich, der für mich auch nicht zu unterschätzen ist, ist der feinstoffliche Aspekt am Feld und in seiner Umgebung. Sind mehr Insekten unterwegs, ist die den Pflanzen zugetragene Information, die wir Menschen letztendlich konsumieren, vielfältiger als bei einer monokulturellen Bestäubung.     

   

Ihr habt euch auf Wurzelgemüse und Fruchtgemüse spezialisiert. Über welche Auswahl verfügt ihr? Unsere Spezialisierung liegt primär auf Wurzelgemüse. Zu unseren Gemüsen zählen Goldrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris), Herbstrübe (Brassica rapa L. ssp.), Karotte (Daucus carota subsp. sativus), Kartoffel (Solanum tuberosum), Pastinake (Pastinaca sativa), Petersilienwurzel (Petroselinum crispum subsp. tuberosum), Rote Rübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris var. conditiva), Sellerie (Apium graveolens), Suppengrün (Petroselinum crispum), Süßkartoffel (Ipomoea batatas), Zwiebel (Allium cepa). Beim Fruchtgemüse bieten wir Zuckermais (Zea mays) an. Mit unserem Biogemüse beliefern wir österreichweit mehrere Lebensmittelketten.

 

Aktuell entwickeln wir einige Convenience Produkte, die wir in Bälde auf den Markt bringen werden. Zu unseren jüngsten Konzepten gehört gemüsereiches Gebäck, wo unser Biogemüse von Partnerbetrieben in Teig gebacken wird. Für die Gastronomie haben wir tiefgefrorene Knödel, Gemüse- und Kartoffelrollen entwickelt.

 

Der Geschmack stellt für euch ein wesentliches Element dar. Weshalb? Geschmack ist für mich ein persönlicher Wegweiser, ob das Produkt mir respektive meinem Körper entspricht oder auch nicht. Verarbeitete Produkte enthalten Rohstoffe. Diese Rohstoffe müssen für mich aber von ausgezeichneter Qualität sein. Ich bin davon überzeugt, dass Geruch und Geschmack, die meine Sinne ansprechen, auch für mein Körper-Geist-Seele System nährend sind. Heutzutage stumpfen unsere Sinneskanäle aufgrund von Aromaten und anderen Geschmacksverstärkern in Lebensmitteln vielfach ab. Bei der Morgentau-Sortenauswahl an Gemüse nehmen wir deshalb auf ein vollmundiges Gemüse mit dem besten Geschmack Rücksicht. Beispielsweise sind bei Kartoffelsorten Geschmacksunterschiede sehr ausgeprägt, beim Sellerie hingegen kaum. Unsere Convenience Produkte enthalten deshalb das reine Biogemüse mit nur wenigen Gewürzen. Weniger ist einfach mehr.  

 

Eine Mischung aus Gemüse, Getreideprodukte und Obst ist für mich persönlich und meine Familie die Basis einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Bioprodukte können im Übrigen leistbar sein, es braucht nicht viel und stellt lediglich einen geringen Mehraufwand dar, um aus einzelnen Biorohzutaten eine hochwertige fertige Mahlzeit zuzubereiten.

 

Du baust dein Gemüse nach Demeter-Richtlinien an: Kannst du uns Demeter anhand eines praktischen Beispiels erklären? Meine Landwirtschaft bringe ich mit den Rhythmen unseres Kosmos, mit der Seelenwelt und der Welt des Geistes in Einklang. Diese allumfassende grob- und feinstoffliche Sichtweise ist an Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, angelehnt. Steiner hat uns in den 1920er Jahren gute und wesentliche landwirtschaftliche Aspekte hinterlassen. So sind Pflanze und Tier, wie beispielsweise Regenwürmer oder Insekten, viel mehr als nur eine biologische Komponente, die ihren Nutzen im Gesamtgefüge bringt. Wir sind alle miteinander verwoben und stehen daher in enger Wechselbeziehung zueinander. Dies ist die Anschauung auf Seelenebene - ich gestehe jedem kleinsten Element auf unserem Planeten seinen berechtigten Platz zu.

 

Betrachten wir als Anschauungsbeispiel die Sonne: Sie ist zweifellos ein wesentlicher Wachstumsimpuls für uns. Auch der Mond als unser nächststehender Himmelskörper ist ein Impulsgeber. So verhält es sich aber mit allen anderen Planeten im universalen Gefüge. Ihre Einflussnahme entspricht sehr subtilen Vorgängen, die in uns und um uns herum ablaufen. Da ich mich mit dieser universellen Materie inhaltlich sehr intensiv auseinandersetze, kann ich aus diesem Wissen heraus mein Wirken als Landwirt viel mehr wertschätzen und meinem Beitrag zum Wohl von Mensch und Tier mehr Würde entgegenbringen. Diese Kenntnis um die planetaren Feinkräfte und deren rhythmische Einflussnahme auf das Arbeiten eines Biolandwirtes und engagierten Unternehmers sind eine sehr gute und sinnvolle Ergänzung für mich.

 

Um die Empfehlungen Rudolf Steiners mit Leben zu füllen, arbeiten wir in unserer Demeter-Kultur mit speziellen Dünge- und Feldpräparaten wie etwa mit Löwenzahn (Taraxacum officinale), Schafgarbe (Achillea millefolium), Kamille (Matricharia chamomilla) oder Hornmist (Kuhmist und Kuhhorn) und stellen diese Präparate teils selbst her. Dabei arbeiten wir mit einem Landwirt aus Niederneukirchen in Form einer Futter-Mist-Kooperation zusammen. Von uns kommt das Futtermittel für seine Nutztiere, wir erhalten im Gegenzug hochwertiges Ausgangsmaterial für unsere eben beschriebenen Präparate.   

 

Stichwort Lebensprozesse im Boden. Was darf sich ein Gemüsegärtner darunter vorstellen? Ton, Sand, Wasser, Luft sind die wesentlichen Elemente unseres Bodens. Damit der Boden zu lebendiger Erde wird, dafür sorgen Mikroorganismen wie Einzeller, kleinste Insekten bis hin zum Regenwurm. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Boden lebt. In einer Handvoll Waldboden befinden sich 1 Milliarde Kleinstlebewesen. Diese schaffen Leben. Ein nährender Boden muss aus mindestens 1% Lebewesen bestehen, soll heißen: 1 Kilogramm Boden ist von 1 Dekagramm Lebendigkeit durchdrungen.    

 

Wo gibt es euer Biogemüse konkret zu kaufen? Mit unserem Bio-Gemüse beliefern wir österreichweit die Supermärkte Spar, die REWE-Group, das Tiroler Familienunternehmen MPREIS-Markt und Denns Biomarkt.

Was die von uns kooperativ hergestellten Convenience Gemüseprodukte betrifft, lohnt es sich, in den kommenden Wochen einen Blick auf unsere Webseite zu werfen. Sobald der Verkauf beginnt, ist diese Information auf www.morgentau.at ersichtlich.

 

Hast du ein Rezept mit eurem Biogemüse für uns? Die grüne Bio-Petersilienwurzelsuppe gebe ich den Lesern abschließend gerne mit.

Die hierfür benötigten Zutaten sind: 1 kleine Zwiebel, 2 Esslöffel Butter, ca. 200g Petersilienwurzel, 1 kleiner Apfel, 1 Knoblauchzehe, 1 Daumengroß Ingwer, 50ml Weißwein, 500ml Gemüsefond, 150ml Milch, 150ml Obers, 1 Bund Petersilie frisch, Salz, Pfeffer, Muskat, 1 unbehandelte Zitrone

 

Zur Zubereitung: Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Petersilienwurzel schälen und in grobe Würfel schneiden. In einem Topf mit Butter anschwitzen, salzen und ohne Farbe schmoren lassen. Den Apfel vierteln und das Kerngehäuse entfernen, kleinschneiden und mitdünsten. Mit Weißwein ablöschen. Den Wein verdampfen lassen und mit dem Fond aufgießen.

 

Die Suppe einige Zeit leicht köcheln lassen, sodass die Petersilienwurzel schön weich wird. Ganz zum Schluss mit Milch und Schlagobers vollenden sowie mit Salz, Pfeffer, Zitronenschale und Muskat abschmecken. Die Suppe gemeinsam mit der frischen Petersilie mixen und durch ein feines Sieb passieren.

 

Lieber Christian, ich danke dir sehr für unser Gespräch.

 

Webseite: www.morgentau.at 

Kontakt: info@morgentau.at