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Frisches Wintergemüse auf den Teller

Michael Oberaigner lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Haag. Der gelernte Koch -Kellner arbeitet seit 2003 im elterlichen Betrieb mit. Mit einem Hochbeet, das Michael zu seinem Geburtstag im Jahr 2009 geschenkt bekommen hat, hat er die Liebe zum Gärtnern entdeckt. Vor drei Jahren begann er seine eigene Schwarzerde herzustellen, mit eigenem Kompost und Effektiven Mikroorganismen legt er besonderen Wert auf die Bodenbeschaffenheit. Heute besitzt Michael einen Garten mit drei unbeheizten Folientunneln, wo er das ganze Jahr hindurch verschiedenste Gemüsesorten anpflanzt und erntet. Spezialisiert hat er sich auf frisches Gemüse im Winter und Microgreens.

 

Michael, seit 2021 baust du dein Gemüse im Vollerwerb an. Wie kamst du zum Gärtnern? Ich habe bereits in meiner Kindheit gerne in unserem Garten gespielt. Da gab es eine kleine Hütte am Teich, wo ich mich gerne aufgehalten habe und mich im Kleinen am Gärtnern geübt habe. Diese Kindheitserinnerungen gerieten vorerst in Vergessenheit. Ich arbeitete nach meiner Koch-Kellner-Ausbildung 3 Monate in Australien, anschließend war ich vier Monate lang am Schiff tätig und während der Wintersaison in österreichischen Hotels angestellt. Zurück zu meinen familiären Wurzeln kam ich 2003. Das eigentliche Gärtnern begann ab 2009. Nach dem ersten geschenkten Hochbeet folgte ein weiteres, dazu ein kleines Glashaus. Ich begann Paprika (Capsicum annuum), Tomaten (Solanum lycopersicum) und Gurken (Cucumis sativus) anzubauen.

 

Ein Zufallsfund und Kauf des Buches „Handbuch Wintergärtnerei“ von Eliot Coleman hat sofort mein Interesse geweckt. Ich habe dieses gelesen und versucht, die Inhalte bestmöglich umzusetzen. Ich bin ein ständiger Tüftler und wollte der Sache auf den Grund gehen, welches Gemüse ich auch im Winter ziehen kann. So habe ich zuerst mit Bodenheizung gearbeitet, damit es im Glashaus nicht friert. Mit der Bodenheizung habe ich vier Jahre Paprikastauden kultiviert und gezogen, dass diese im Glashaus überwintern konnten. Schlussendlich war die künstliche Beheizung für mich nicht zielführend und so experimentierte ich weiter.

 

Nicht zuletzt hat sich mir durch Gespräche mit Bekannten die Möglichkeit eröffnet, Folientunnel in unserem Garten aufzubauen. Seitdem ziehe ich viel Gemüse in den drei Tunneln.

 

Was war deine Motivation, dich mit dem Anbau von Wintergemüse eingehender zu befassen? Ich wollte mein eigenes Gemüse während des gesamten Jahres kultivieren. Mir ist wichtig zu wissen, was in meinem Essen drin ist. Vom Anbau von Wintergemüse bin ich begeistert. Durch den ganzjährigen Eigenanbau brauchen wir kaum Gemüse aus dem Geschäft.    

 

Mit der Zeit wuchs mein Garten so üppig, dass ich auf der Suche nach Möglichkeiten war, mein Gemüse meinen Mitmenschen anzubieten. Beim Regionalladen NETs.werk in Haag erhielt ich die Möglichkeit, mein Gemüsesortiment an Interessierte zu verkaufen. Ich möchte meiner Umgebung ein Gemüse von ausgezeichneter Qualität anbieten. Dafür setze ich ausschließlich natürliche Mittel wie Nützlinge zur Lausbekämpfung ein oder arbeite mit Effektiven Mikroorganismen, mit denen ich mein Gemüse aufbessere. Den Boden - ich stelle mir meine eigene Schwarze Erde (Terra Preta) her - dünge ich mit Kompost.

 

Wie hast du dir das Wissen über das Gärtnern angeeignet? Mein Wissen beschaffe ich mir durch fachbezogene Internetbeiträge und aus meinen zahlreichen Büchern, die ich zu Hause stehen habe. Ich bin ein Autodidakt, viel Wissen als Quereinsteiger erhielt ich durch Lesen, Zuhören und insbesondere durch das Sammeln eigener Erfahrungen. Letzteres ist so wichtig, da ich dadurch meinen Gemüseanbau stetig verbessern kann.

 

Welches Gemüse baust du von November bis März an? Das ganze Jahr betrachtet, baue ich 25 verschiedene Gemüsesorten an. Dabei probiere ich immer wieder Neues aus und baue es in meinem Gemüseplan ein oder verwerfe es wieder.

Im Herbst und Winter bauen wir winterharte Salatmischungen wie unterschiedliche Asiasalate (Brassica rapa, Brassica juncea) an. Unsere Salate werden im Winter stark nachgefragt. Darüber hinaus bieten wir Spinat (Spinacia oleracea), Mangold (Beta vulgaris subsp. vulgaris), Vogerlsalat (Valerianella locusta), Lauch (Allium ampeloprasum), Karotten (Daucus carota subsp. sativus), Portulak (Portulaca oleracea), Petersilie (Peterselinum crispum), Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis) und Sellerie (Apium graveolens) an.

Ende September, Anfang Oktober pflanze ich Vogerlsalat, im Februar bzw. März ist dieser dann pflückfertig. Hier möchte ich ein paar erstaunliche Fakten nennen. Spinat hält Temperaturen bis -15°C aus, auch die Frosthärte der Salatkulturen wird unterschätzt. Asiasalat, der zum Ernten nicht in die Blüte kommen sollte, kann bis zu -20°C ertragen. Ein Mangold, der Anfang September eingesetzt wird, kann im Dezember geerntet und genossen werden. Die Pflanze hält winterliche Bedingungen gut aus. Den letzten Satz Karotten baue ich im August an. Dieser reift bis in den Jänner. Diese Karotten haben eine durchschnittliche Größe von etwa 10cm. Aufgrund der Kälteeinwirkung schmecken die Winterkarotten sehr süß. Im Februar sind sie reif und für den Verkauf bereitet. 

 

Um den idealen Lebenszyklus meines Wintergemüses zu erfahren, braucht es viel Fingerspitzengefühl und Erkenntnisse durchs Tun. So zeichne ich alle Erfahrungen auf, um daraus zu lernen. Wichtig ist, dass das Gemüse zum Erntezeitpunkt nicht gefroren ist.

 

So deckst du einen Teil deines Gemüses mit Vlies ab. Genau. Durch die Stärke des Vlieses werden Sonneneinstrahlung und Sonnendauer beeinflusst. Gemüse, kann problemlos frieren, aber wichtig ist, dass es ausreichend Licht bekommt. Nur aufgrund von Lichtmangel können Pflanzen zugrunde gehen. Das heißt: je dicker das Vlies ist, desto schwieriger können Sonnenstrahlen das Gemüse erreichen. Ich verwende daher das dünnste Vlies, damit das Gemüse schneller die ausreichende Lichtzufuhr und natürliche Wärme erhält. Doch das Zusammenspiel von Vlies, Licht und Luft ist eine eigene Wissenschaft, hier verweise ich auf Eliot Colemans Buch, der darüber ausführlich schreibt.

 

Was hat der Anbau/Konsum von heimischem Wintergemüse für einen Vorteil für uns Menschen? Für jene, die Wert darauflegen, saisonales Gemüse aus der Region mit einem geringen CO2-Fußabdruck zu bekommen, ist mein Gemüse ideal. Es ist sehr einfach zu lagern, da ich mein Gemüse erntefrisch in die regionalen Geschäftsstellen bringe. Innerhalb von 24 Stunden sind Mangold, Spinat & Co im Laden. Richtig aufbewahrt, das heißt trocken im Kühlschrank, das Grün (Karotten, Radieschen) abgeschnitten, hält sich mein Gemüse bis zu zwei Wochen.

 

Hast du zuletzt noch ein Rezept für uns? Meine Frau und ich bereiten aus der schnellen Küche gerne eine Gemüsepfanne allerlei: wir dünsten oder braten unser Gemüse in einer Wok-Pfanne. Auch einen Sellerie-Karottensalat bereiten wir uns des Öfteren zu. Hierfür werden Sellerie und Karotten frisch gerieben und mit einer Mischung aus Essig und Kernöl abgeschmeckt.

Ich danke dir für unser Gespräch.

 

Michaels Gemüse ist über das NETs.werk Haag, Steyr, Neuzeug, Gstadt sowie dem Rundum gesundShop Euratsfeld und Unser Bioladen Dietach erhältlich.

 

 

Allgemeine finden sich auf Michaels Webseite www.michaeloberaigner.at