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Bio-Christbäume: Natur und Tradition zu Hause

Hugo Leichtfried ist einer der sechs Gründer der Produktions- und Vermarktungsgemeinschaft "Die Hoflieferanten", die 1992 entstand. In den vier Biomärkten in Steyr und Waidhofen/Ybbs werden die Kunden bis heute mit nachhaltigen und gesundheitsfördernden Biolebensmitteln versorgt.

 

Hugo Leichtfried betreibt seine biologische Landwirtschaft seit 35 Jahren in Gaflenz, Steyr-Land. Vor 30 Jahren hat er sich im Anbau einer chemiefreien Christbaumkultur versucht. Mittlerweile ist dieses schöne Projekt gewachsen: 4.800 Nadelbäume bilden das Herzstück seiner landwirtschaftlichen Aktivität. Diese Bäume werden nach biologischen Kriterien produziert. Hugo Leichtfried verzichtet auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel. Wichtig ist ihm die schonende Aufzucht seiner Bäume. Das „Beikraut“, das sich um seine Bäume einen Platz ergattert hat, wird mehrmals im Jahr von Hand entfernt, Schwammerl und Beeren dürfen wild wachsen, wie es ihnen beliebt.

 

In Österreich stehen dem alljährlichen Einkauf von etwa 2,5 Millionen Christbäumen sehr wenige Bio-Christbaum-Bauern gegenüber. Wie kam es dazu, dass du dich für diesen doch eher aufwändigen Beruf entschieden haben? Meine Eltern führten im Nebenerwerb eine sehr kleine Landwirtschaft. Der große Gemüsegarten mit Kartoffeln, Kraut und Rote Rüben ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Mein Vater hat eine Vorbildwirkung für mich: Er musste in den Krieg und hatte nach seiner Rückkehr stets darauf geachtet, dass wir genug zu essen hatten und dass wir uns einfache Urlaubsfahrten leisten konnten. In unserer Urlaubsdestination in Oberitalien hat er mit uns jedes Mal die kleinen Bauernhöfe besucht und die dort angebotenen Gemüsesorten für uns zum Essen gekauft. Jene Höfe gibt es heute leider nicht mehr, wie ich bei einem kürzlichen Besuch feststellen musste, das hat mich nachdenklich gestimmt. Meine Eltern haben jahraus jahrein viel gearbeitet, das Kosten-Nutzen Verhältnis war immer sehr bescheiden.

Ich möchte meinen Mitmenschen mit meiner landwirtschaftlichen Tätigkeit biologisch vollwertige Produkte anbieten. Für mich möchte ich das Auslangen finden und neben meiner Liefertätigkeit noch andere Bewusstseinsakzente setzen. Aus dieser Motivation heraus ist mein landwirtschaftliches Wirken, wie es heute vorhanden ist, entstanden.  

 

Welche Kulturen werden auf deinem Feld gezogen? Ich hatte mit dem Anbau von Blaufichte und Riesentannen ebenso wie mit Nordmanntannen begonnen. Die Nordmannstannen wurden am meisten nachgefragt. Folglich bin ich dem Trend gefolgt und habe mich auf diese Baumart spezialisiert. Heute besitze ich auf meiner Baumkultur 1.000 gesetzte einjährige, 2.000 7-8jährige, 1.800 4jährige Bäume.  

 

Wie lange dauert es, bis ein Bio-Weihnachtsbaum groß genug und für den Verkauf geeignet ist? Ab sieben Jahre hat ein Christbaum jene Höhe, die überwiegend nachgefragt wird. Zu dieser Zeit ist ein Christbaum 1,70m hoch. Die Wachstumszeit eines Bio-Christbaums ist deutlich länger als die eines konventionellen Baums, da im Biobereich keine künstliche Düngung erfolgt. Den Graswuchs um meine Bäume verwende ich für eine schonende Biodüngung, somit schließt sich der natürliche Kreislauf wieder.

 

Wie aufwändig ist so eine Tätigkeit als Bio-Christbaum-Landwirt? Da ich bewusst auf chemische Behandlung verzichte, ist auch das Risiko eines Ausfalls viel höher. Dabei meine ich nicht nur Krankheiten oder Befall. Es gibt viele Bäume, die ihrem natürlichen Wuchs treu bleiben und individuell aussehen. Für manche Konsumenten sind sie vielleicht weniger ansprechend, da das Astwerk auf einer Seite mal zu viel oder zu wenig ist. Folglich kann mein Ausfall bis 30% betragen. Ich selbst finde jeden Baum wunderschön, er wirkt so einzigartig, wie wir Menschen es in unserem Dasein sind. Dieses Recht sollten auch Christbäume haben und sie sollten ebenfalls einen ebenbürtigen Platz in weihnachtlichen Wohnräumen bekommen. 

 

Welchen Mehrwert haben Bio-Christbäume in unserem zu Hause? Der Duft, den der Bio-Christbaum im Raum verströmt, ist nicht vergleichbar. Es riecht nach reinstem Harz, für mich ist dies ein Erlebnis für sich. Ich selbst gebe anstelle eines synthetischen Duftstoffes einen Ast meines Bio-Nadelbaums ins Auto. 
Ein Bio-Christbaum bildet meiner Meinung nach den wertvollsten Teil unsers Weihnachtsfestes, dessen eigentlicher Sinn wieder neu entdeckt werden möchte. Diese Feier hat eine besondere geschichtliche Tradition. Für mich ist dieses Fest, verbunden mit einem schönen Räucherritual, wichtiger als die Geschenke.

 

Wie unterscheidet sich ein Bio-Christbaum von einem konventionellen Christbaum? Der wesentliche Unterschied ist, dass bei meinen Bäumen kein Chemieeinsatz und keine künstliche Düngung erfolgen. Meine Bäume sind daher Gesundheit pur. Dafür ist das Blattgrün weniger intensiv wie bei chemisch gedüngten Pflanzen. Meine Bäume haben einen natürlichen Wuchs, so wie es die Natur hergibt.

Wo sich im Übrigen der natürliche Kreislauf auch wieder schließt: Auch Bienen besuchen meine Bäume. Da diese Bäume ohne Chemikalien sind, kommt diese Reinheit wieder dem Honig zugute, der daraus entsteht. Wilderdbeeren wachsen unter meinen Bäumen in aller Vielfalt. Auch die Weinbergschnecke kommt wieder zurück, wie ich entdecken durfte. Und Schwammerl erobern wieder einen Platz in meiner Kultur. Die biologische Vielfalt hält bei mir Einzug.

 

Welche kosmetische Pflege benötigen deine Tannen? Die Rinde der Wipfel muss leicht angeritzt werden, damit der Pflanzensaft nur vermindert durchfließen kann. Dadurch wächst der Baum gleichmäßiger in die Höhe. Diesen kleinen kosmetischen Handgriff vollführe ich selbst. Das erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl. Ich muss mir dafür jede Nordmanntanne einzeln ansehen.

 

Du arbeitest im Rahmen eures Biomarktes „Die Hoflieferanten“ seit kurzem mit der Oberösterreichischen Lebenshilfe zusammen…Genau. Aus meinem Bioreisig gestalten Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf liebevolle Art und Weise Bio-Adventkränze. Die Gestaltung, die in Grein an der Donau und St. Georgen an der Gusen erfolgt, wird in wunderbarer Handarbeit gemacht. Diese Bio-Adventkränze, Bio-Christbäume und das Bio-Reisig verkaufe ich direkt bei „Die Hoflieferanten“.

 

Wann schneidest du deine Bio-Bäume? Ich versuche, alle meine Bäume kurz vor Weihnachten zu schneiden, damit sie möglichst frisch zu den Familien nach Hause kommen. Dieses Jahr werde ich 300 bis 400 Bäume mit Hilfe meiner Familie und Bekannten schneiden und zu fixen Zeiten in den „Die Hoflieferanten“ Filialen in Steyr und Waidhofen/Ybbs anbieten.

 

Gab es beim Christbaumverkauf ein besonders schönes Erlebnis, das dir in Erinnerung geblieben ist? Ein Käufer hat einen meiner Bio-Bäume, der zwei Wipfel besaß, mit dieser besonderen Eigenschaft so schön gefunden, dass er ihn für sein Weihnachtsfest gekauft hat. Das hat mich gefreut, da ich auch versuche zu vermitteln, dass Bäume in ihrem Aussehen ebenso einzigartig sind wie wir Menschen und diese Individualität uns und unsere Bäume einfach wunderschön macht.     

 

Gibt es noch eine Botschaft, die du loswerten möchtest? Im Sinne des Bewahrens alter Traditionen wünsche ich mir, dass sich Eltern mit ihren Kindern bewusst die Zeit nehmen, um mich in Gaflenz am Hof zu besuchen und sich auf meinem Grundstück gemeinsam einen für sie passenden Baum auszusuchen. Auch in früheren Zeiten, als es noch schneereichere Winter gab, wurden die Ski angeschnallt, um zum Baum zu brettern und diesen zu schneiden. Es ist wichtig, den Baum in Achtsamkeit und Wertschätzung zu fällen und gemeinschaftlich nach Hause zu bringen. Der Weg vom Naturplatz zum Heim gehört bereits zum weihnachtlichen Erleben dazu.

 

Lieber Hugo, vielen Dank für unser Gespräch. 

 

Mehr Information über die biologischen Weihnachtsbäume gibt es auf der Webseite https://diehoflieferanten.at/ueber-uns/company/hugo-leichtfried

  • Geschäftsverkauf „Die Hoflieferanten“: Den Bio-Christbaumverkauf gibt es in Steyr in der Leopold-Steyr-Werndl Straße 25 (12./19. Dezember 8h00-17h00), in der Ennser Straße 29 (11./12. Dezember 8h00-17h00, 18./19. Dezember 8h00-17h00, 21. bis 24. Dezember, 8h00/17h00).
    In Waidhofen/Ybbs am Oberer Stadtplatz 9 findet der Baumverkauf am 12. Dezember von 8h00-17h00 statt.
  • Ab Hof-Verkauf Gaflenz: Hugo Leichtfried betreibt einen Christbaumgrund im Oberland 12 in 3334 Gaflenz. Reservierungen sind jederzeit möglich
  • Ab Hof-Verkauf Grein: Bei Hugos Familie Claudia Leitner, Samuel und Noah in Ufer 10, 4360 Grein/Donau im geschmückten Haushofgarten sind Christbäume am 8. Dezember, 12./13. Dezember, und 19./20. Dezember bis 24. Dezember erhältlich. Reservierungen sind jederzeit möglich. 

Foto: Hugo Leichtfried