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Der Kampf um die Schönheit

 

Das Buch erzählt vom Aufstieg drei starker, selbstbewusster, intelligenter und wirtschaftsorientierter Persönlichkeiten mit einem feinen Gespür für die kosmetischen Bedürfnisse der Damenwelt. Die umtriebige Helena Rubinstein (1870-1965) wanderte aus ihrer Heimat Krakau nach Australien aus und machte ihre ersten erfolgreichen Schritte im Bereich der Kosmetikherstellung in Melbourne, Australien. Dort wurde der erste Schönheitssalon von den australischen Damen dankend angenommen. Es folgten Niederlassungen in London und Paris. Während des Ersten Weltkrieges wanderte Helena gemeinsam mit ihrer Familie in die USA aus.

 

Elizabeth Arden (vermutlich 1878-1966), die im bürgerlichen Namen Florence Nightingale Graham hieß und in Woodbridge in Kanada zur Welt kam, war zu dieser Zeit bereits als Kosmetikherstellerin in New York City tätig und besaß ein Kosmetikgeschäft an der Fifth Avenue. Von dort ausgehend eröffnete sie weitere Geschäftslokale in den USA, später auch in Europa. Zwischen den beiden Damen fand durch Helenas Umtriebigkeit auf amerikanischem Boden ein erbitterter Konkurrenzkampf statt, der über fünf Jahrzehnte andauern sollte. Angeblich sind sich die aus Europa eingewanderte „Madame“, wie Helena von allen angesprochen werden wollte, und die aus Kanada Emigrierte Elizabeth, die „Miss“ genannt werden wollte, persönlich nie begegnet, haben nie ein Wort miteinander gewechselt. Und doch kämpften sie unbeirrt um vermehrte Präsenz durch das reihenweise Öffnen von Schönheitssalons mit ausgefallenem Interieur in Europas Städten, durch Werbeschaltungen in Zeitschriften, durch die Herstellung besserer kosmetischer Rezepturen und ausgeklügelte Medienstrategien - dafür war das (gegenseitige) Abwerben von Mitarbeitern recht.

 

 

Estée Lauder (1906-2004) alias Josephine Esther Mentzer stieg in den Ring, als der amerikanische Kosmetikmarkt von Helena und Elizabeth bereits seit dreißig Jahren beherrscht wurde. Aus einfachen Verhältnissen stammend stellte sie mit ihrem Onkel, einem Chemiker und Apotheker, Cremes her und warb damit in Friseursalons. Estée brachte das Konzept, Gratisproben zu verteilen, erstmals auf den Markt. In den sechziger Jahren, wo sie bereits sehr erfolgreich tätig war, ließ Estée Models für ihre Produkte werben, auch ein Novum im Marktgeschehen. Sie schaffte es, ihren Platz im heiß umkämpften Kosmetikmarkt zu finden und diesen weiter auszubauen. Im Gegensatz zu Helena und Elizabeth sorgte Estée für eine starke Einbindung ihrer Familienmitglieder im Unternehmen sowie einen starken inneren Zusammenhalt. Bis zum heutigen Tag wird die Lauder-Gruppe von ihren Nachfahren weitergeführt. Für Rubinstein und Arden waren keine klaren Nachfolgeverhältnisse geschaffen, die Firmen wurden über die Jahre von anderen Konzernen aufgekauft.

 

 

Für alle Kosmetik Interessierten ist diese sehr ansprechend aufbereitete Biografie als Leselektüre zu empfehlen. Allerdings dürfte das Taschenbuch nur noch antiquarisch zu erwerben sein. Es beschreibt den Aufstieg von drei sehr zielstrebigen Visionärinnen in die Liga der Spitzenmanagerinnen des 20. Jahrhunderts. Teils stammten sie aus sehr einfachen Verhältnissen. Das Who-is-Who gab sich bei ihren Soirées die Klinke in die Hand. Und doch gab es genügend Niederlagen die sie hinnehmen mussten, Tiefschläge in ihrem Privatleben, das vor ihrer beruflichen Umtriebigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurde, gesundheitliche Einbußen und das ständige Auf-der-Hut-sein vor Konkurrenz, die keine Möglichkeit ausließ, um nachzuziehen und ihre kosmetischen Erzeugnisse zur kopieren...kurzum: ihr Preis für die Schönheit.   

 

 

Das Thema „Kosmetikpionierinnen“ bildet einen Teil meines Fernlehrekurses „Naturkosmetik“ an der Akademie Kinesiologiebewegt und kann jederzeit gebucht werden.